Aus dem Archiv…

Die Reise von Dokumenten in das Archiv ist manchmal unergründlich. Manches Archivgut reist ganz klassisch vom Fachbereich in das Zwischenarchiv und dann in das Endarchiv, in dem es gemäß Archivgesetzes für die Ewigkeit aufbewahrt wird. Manche Materialien werden auch von interessierten Sammlern gebracht, anderes Archivgut wird jedoch irgendwo abgelegt, vergessen und dann wiederentdeckt.

So ist es mit dem Tagebuch der Marie Dutenhöfer. Das alte Büchlein wurde abgelegt und vergessen, bis es 2024 endlich in das Archiv der Stadt gelangte. Dutenhöfer arbeitete als Hebamme in Leihgestern und brachte nicht nur die Kinder Leihgesterns zur Welt, sondern begleitete die Mütter auch nach der Geburt. Der Titel „Tagebuch“ ließ dabei anfangs auf das Schriftstück einer Privatperson schließen, was sich jedoch als falsch herausstellte.

Dutenhöfer dokumentierte in ihrem speziellen Hebammen-Tagebuch nämlich akribisch ihre Arbeit in den Jahren 1901 bis 1906. Über je zwei Seiten erstreckt sich eine Tabelle, in der sie die Geburten dokumentierte. Hier hielt sie Angaben zu den Müttern, den geborenen (oder totgeborenen) Kindern, dem Geburts- und Wochenbettverlauf fest. Am 16. Januar 1902 notiert sie etwa die zehnte Geburt einer 41-jährigen Mutter, bei der „Kunsthülfe“ notwendig war, was in diesem Fall bedeutete, dass das Kind als Zangengeburt zur Welt gebracht werden musste. Sie notierte weiter, es gehe beiden gut und dass sie bei der Mutter kein Fieber feststellen konnte. Die Ernährung des Säuglings hat sie schlicht mit „Muttermilch“ protokolliert. 

In dem Arbeitsbuch liegen zudem lose kleine Temperaturtabellen, in denen die Temperatur der Frauen in den zehn Tagen nach der Geburt zwei Mal täglich gemessen und notiert wurde. Die Temperatur der Wöchnerinnen wurde deshalb so akribisch gemessen, weil sie erster Indikator für ein Wochenbettfieber sein konnte, das noch im vorigen Jahrhundert für die hohe Wöchnerinnensterblichkeit war. Erstes Anzeichen war eine erhöhte Temperatur von mehr als 38 C° in den ersten 24 Stunden oder den ersten 10 Tagen nach der Geburt.

Im Jahr 1901 notierte sie einen Todesfall, nachdem das Fieber einer Wöchnerin nach 6 Tagen auf 40C° gestiegen war. Bei einer anderen notierte sie „krank, am 5. Tag Fieber“, diese Frau schien aber überlebt zu haben. Bei der überwiegenden Mehrheit notierte sie in der Kategorie „Befinden“ bei Mutter und Kind jedoch schlicht „gut“.

Marie Dutenhöfers Tagebuch liefert damit im Gegensatz zum sehr sachlichen Geburtenregister einen privaten Einblick in die nicht immer einfachen Geburten der Leihgesternerinnen. In ihrem Tagebuch lässt sich zudem der Fortschritt der Medizin und besonders der Frauenheilkunde im 19. und 20. Jahrhundert auf der kleinsten Skala ablesen.

 

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